Stamm Drachentöter Dresden

 
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Bereits anderthalb Jahre vor dem diesjährigen Weltpfadfindertreffen begannen neun Jugendliche der Georgspfadfinder aus Dresden-Löbtau mit der Vorbereitung für diesen Event. Sie nutzten ihre wöchentlichen Gruppenstunden, in denen sie normalerweise Fußball spielen, etwas basteln oder bauen, um sich zu überlegen, wie sie die Lagerkosten mittragen können. Sie schrieben Briefe an Sponsoren, planten verschiedene Aktionen, wo sie Kuchen oder Getränke verkauften. Und dann war es endlich soweit, die Isomatten wurden eingerollt, die Schlafsäcke in ihre Hüllen gestopft, die Taschenlampen geprüft, die Zahnbürsten und das ein oder andere T-Shirt in die Rucksäcke geschmissen. Auf diesen Tag hatten die Jugendlichen und ihr Betreuer lange gewartet und viel Schweiß gelassen, um diese Fahrt für alle finanziell möglich zu machen. Die Vorfreude war zu spüren und so konnte man schon Gitarrenklänge und einige schräge und weniger schräge Singstimmen aus dem Zugabteil hören, die jedoch auch ein kleines Zittern innehatten. Wie würde das Weltpfadfindertreffen wohl werden, zu dem sich 40.000 Pfadfinder aus aller Welt treffen? Wie kommt man mit den anderen in Kontakt? Welche Angebote wird es geben? Mit solchen und ähnlichen Fragen löcherten die neun Jugendlichen nach den ersten Liedern ihren Leiter. Das erste Weltpfadfindertreffen, das den internationalen Namen World Scout Jamboree trägt, fand 1920 in London unter der Leitung von Baden Powell, dem Gründer der Pfadfinderbewegung, statt. Lagerfeuerrunde Seither treffen sich alle vier Jahre Pfadfinderinnen und Pfadfinder verschiedener Nationen, Hautfarben und sozialer Schichten, um sich kennenzulernen, gemeinsam die Sterne zu beobachten, den Lagerfeuerduft zu genießen und nicht zuletzt, um nationale und internationale Freundschaften zu knüpfen. Die Zugfahrt näherte sich dem Ende zu und bald würde die Gruppe den Lagerplatz in Rinkaby in Südschweden erreichen. Einige Zelte waren bereits aufgestellt, einige Helfer wiesen auf die Infrastruktur des Platzes hin, zeigten den Neuankömmlingen den Supermarkt, die Krankenstation, die Feuerwehr, Waschstellen und nicht zu letzt einige Kneipen und Bars auf dem riesigen Gelände. Nun machten sich auch die Dresdner daran ihre Jurte, ein typisches schwarzes Pfadfinderzelt, aufzubauen. So bildete sich nach und nach ein Meer von Zelten in der Größe einer Kleinstadt, das den Pfadfinderinnen und Pfadfindern aus 147 Ländern für einige Wochen ein Zuhause bieten sollte. Diese internationale Atmosphäre wurde natürlich auch genutzt, um die kulinarische Vielfalt der einzelnen Länder kennenzulernen und sich gegenseitig zu zeigen, wie die Speisen zubereitet werden.

ANTWORTEN DER JUGENDLICHEN AUS DRESDEN-LÖBTAU

Was war das Leckerste, was du auf dem Jamboree gegessen hast?
- Schweizer Käsefondue
- auf Stein gebackene Reisfladen mit Hackfleisch und Zwiebeln aus Amerika
- knusprig gebackener Fisch aus Portugal
- selbstgebackene Kekse aus Portugal
- Crêpes aus Frankreich

Blick auf die Bühne der Abschlussveranstalltung Schon bald wurde das Jamboree feierlich mit der ersten Großveranstaltung, das einem Rockkonzert glich, eröffnet. Schottische Pfadfinder beim Fest der Kulturen Jugendliche standen dicht gedrängt nebeneinander, lernten sich kennen, genossen diese besondere Stimmung der Fremde und zugleich der Gemeinschaft und feierten gemeinsam den Beginn des Jamborees 2011. So ging der erste Tag zu Ende und die Jugendlichen trafen sich mit ihren neuen Bekannten am Lagerfeuer wieder, um sich vom Pfadfinden in ihren Ländern zu erzählen und auszutauschen. Doch neben der Lagerfeuerromantik, die bei keinem Pfadfinderlager fehlen darf, diskutierten die Jugendlichen in den folgenden Tagen ebenso über globale Themen wie Umweltschutz oder Entwicklungshilfe, aber auch über persönliche Themen wie den eigenen Lebensstandpunkt. Kommuniziert wurde dabei auf englisch, französisch oder wenn nötig auch mal mit Händen und Füßen. Außerdem besuchte die König von Schweden den Lagerplatz, einige internationale Bands oder Bear Grylls traten auf und es gab ein gigantisches Feuerwerk, das den gesamten Lagerplatz erleuchtete.

Pfadis beim Hindernislauf Pfadfinder beim Malen eines Transparents Den nächsten Tag begannen die Dresdner Georgspfadfinder mit einem etwas verschlafenen Frühstück, denn bei all dem Lagerfeuerduft und den Gitarrenklängen kommt der Schlaf manchmal etwas zu kurz. Und außerdem wussten sie, dass sie nur einmal die Chance hatten dieses Welttreffen der Pfadfinder als Teilnehmer zu erleben. Denn teilnehmen können Jugendliche nur im Alter von 14 bis 17 Jahren. Für erwachsene Pfadfinder bietet so ein großes Lager die Möglichkeit als Helfer, so genannte Staffs, mitzufahren und dazu beizutragen, dass eine solche Zeltstadt mit rund 40.000 Einwohnern funktioniert. In diesem Jahr waren es ca. 10.000 Staffs, die auf dem Zeltplatz beispielsweise in selbst gebauten Supermärkten arbeiteten, bei der Krankenstation aushalfen oder nachts den riesigen Lagerplatz bewachten.
Blick über den Zeltplatz Um auch den Pfadfinderinnen und Pfadfindern aus den ärmeren Ländern dieser Welt zu ermöglichen dieses Lager mitzuerleben, wird die Welt in Kategorien unterteilt, die etwa denen in Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern entspricht. Pfadis beim Frühstück auf der Wiese So unterstützen beispielsweise Jugendliche aus Deutschland durch ihren Teilnehmerbetrag Jugendliche aus Afrika. Dahinter verbirgt sich einer der Leitgedanken des Pfadfindens, der besagt, dass die Herkunft und die soziale Stellung keine Rolle spielen und dass wir füreinander einstehen und verantwortlich sind. Deshalb tragen Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf der ganzen Welt auch ein einheitliches Hemd, die so genannte Pfadfinderkluft, um diese Verbundenheit auszudrücken. Schon seit 1907 tragen Pfadfinder die typische Kluft, die aus Hemd und Halstuch besteht. Anfangs überbrückte sie soziale Unterschiede zwischen armen und reichen Kindern und mittlerweile steht sie u.a. als Erkennungsmerkmal. Das Wort “Kluft” stammt übrigens aus dem Hebräischen und bedeutet "Kleidung". Diese Symbole des Pfadfindens wurden auf dem Lager häufig getauscht und jeder Jugendliche hatte am Ende des Lagers einen Gegenstand, ein Kleidungsstück oder etwas ähnliches, das eine besondere Geschichte, ein besonderes Erlebnis oder Situation erzählen konnte.

ANTWORTEN DER JUGENDLICHEN AUS DRESDEN-LÖBTAU

Was war der tollste Gegenstand, den du auf dem Jamboree getauscht hast?
- ein brasilianisches Halstuch
- einen irischen Landesaufnäher
- ein französisches Halstuch und Kluft
- ein schwedisches Halstuch
- japanisches Halstuch
- französischer Aufnäher

Pfadis bei der Abschlussveranstalltung Und so eine Kluft trägt nach einem solchen Lager, das auch irgendwann einmal zu Ende geht, die unterschiedlichsten Gerüche, die man auf keinem Foto einfangen kann. Und so bauten die Jugendlichen wieder ihre Zelte ab und atmeten ein letztes Mal den Geruch dieses Lagers ein, das nach Lagerfeuer, Freundschaft, Gemeinschaft, Abenteuer und Freiheit roch. So packten die neun Dresdner Georgspfadfinder und ihr Leiter erneut ihre Rucksäcke, doch diesmal packten sie in ihren Rucksack neben Isomatten, Schlafsäcken, Taschenlampen und dem ein oder anderen T-Shirt auch noch die Erinnerung an ein unvergessliches Erlebnis, das ihnen dabei hilft die Welt mit anderen Augen zu betrachten.